[Siantari] fühlte beinahe so etwas wie Glück. Sie lächelte und war fast schon verwundert über dieses doch so menschliche Gefühl. „Bin ich das?“, hörte sie die Frage in ihrem Kopf. „Sian… tari? Bin ich ein Mensch?“
Sian wurde im ewigen Eis geboren, als ihre Eltern sich in einer unnatürlich kalten Nacht beim Holzsammeln dort verirrt hatten. Der Eisdämon Rakurtari verschonte ihr aller Leben unter der Bedingung, dass Sian seinem Ruf folge, wenn er sie eines Tages zu sich rufe.
Ihre Kindheit lang lebte Sian in der armseligen Hütte ihrer Eltern am Fuße des Kuolema-Gebirges mit wenig Kontakt zu anderen Menschen. Für ihre Eltern empfand sie nur Gleichgültigkeit.
Seitdem Sian sechs oder sieben Jahre alt war, verspürte sie den Drang, zum ewigen Eis zu gehen. Jeden Tag lief sie dorthin und legte sich auf dem ewigen Eis nieder, von einem wohligen Gefühl der Zufriedenheit durchströmt.
Eines Tages hörte Sian Rakurtaris Stimme in ihrem Kopf und lief ein letztes Mal aufs ewige Eis. Ihr Körper wurde langsam eins mit dem Eis und Rakurtari verließ diese Welt, während Sian seinen Platz einnahm. Da wurde ihr bewusst, dass sie nun nie mehr durchs Felsentor gehen konnte, sondern eine Gefangene im ewigen Eis war, dazu verdammt, 500 Jahre lang das Eis zu nähren, am Ende einen neuen Eisdämon zu erschaffen und dann für immer im Eis zu versinken. Wild entschlossen, diesem Schicksal irgendwie zu entkommen, starb Sian, und erhob sich als Eisdämonin Siantari wieder.
Als die Zeit reif war, einen neuen Eisdämon zu wählen, fand Siantari keinen passenden Kandidaten in den wenigen Tulgori, die sich noch in die Hochtäler wagten. Und der taugliche Hexer Meres, der das Fahle Gebirge von Andor nach Tulgor überquerte, spürte ihre Nähe und konnte sich mit aus dem Nichts entfachten magischen Feuern schützen.
Im Frühjahr 64 a.Z., während ein Winterstein eine Ewige Kälte über Andor verbreitete, erschien ein Abbild Siantaris in Andor, stahl den Winterstein und versuchte damit (zunächst am Schlachtengrund, später am Alten Wehrturm), ein Portal ins Ewige Eis zu öffnen und die wahre Siantari zu befreien. Die Hexe Reka spekulierte, dass der Winterstein die Grenze zwischen Andor und dem Ewigen Eis durchlässig gemacht hatte, sodass Siantaris Geist Kreaturen außerhalb des Ewigen Eises beeinflussen und ihr Ritual beginnen konnte, während ihr Körper das Ewige Eis immer noch nicht verlassen konnte[2]. Siantaris Abbild erschuf (womöglich mithilfe des Wintersteins) Eisskrale und einen Eistroll und ließ diese gegen die Helden von Andor kämpfen. Dennoch gelang es den Helden beide Male mithilfe magischer Fackeln des Agrenweisen, das Ritual zu unterbrechen. Am Ende eroberten sie den Winterstein zurück und bugsierten Siantaris Abbild durch das sich öffnende Portal zurück ins Ewige Eis.
Im Jahre 65 a.Z., sieben oder acht Jahre nachdem Meres das Kuolema-Gebirge überquert hatte[3], reiste Meres mit einigen Tulgori unter dem Kuolema hindurch nach Andor zurück. Da jubilierte Siantari, denn die Reisenden trugen Mera-Steine bei sich. Ohne es zu wollen, "öffneten sie das Felsentor" irgendwie und Siantari konnte das ewige Eis verlassen und ihnen nach Andor folgen[1].
Der AndoriNajuk hatte eine fatale Begegnung mit Siantari, als diese endlich das Fahle Gebirge verließ. Einigen Chronisten zufolge versuchte Siantari während den Tagen der alten Geister dann, das Land mit einer dicken Eisschicht zu überziehen, wurde schlussendlich jedoch von den Helden von Andor überwältigt.